Du betrachtest gerade Philipp Botzenhardt: „Ich bin ein Familienmensch!“

Philipp Botzenhardt: „Ich bin ein Familienmensch!“

Freitag 12.00 Uhr. High Noon. Auf dem Gang: „Hallo Herr Botzenhardt, guten Tag Herr Botzenhardt.“ Schüler die ihren Lehrer grüßen. Philipp Botzenhardt (33) unterrichtet an der Carl-von Weinberg Schule, einer integrierten Gesamtschule, in Frankfurt die Fächer Sport und Gesellschaftslehre. Genau der Botzenhardt der für die HSG am Wochenende auf Torejagd geht. Sein Handballkarriere begann der Linkshänder vor 30 Jahren. „Er war eine Woche alt, da war er schon in der Halle“, spricht Mama Petra. Mit drei Jahren gings los bei der TSG Sulzbach. Papa Carsten, Spieler bei der TSG und sein erster Trainer. In der B-Jugend der Wechsel zur SG Wallau/Massenheim. Mit der Bezirksauswahl gleich Hessenmeister als Spielführer. Sein Trainer: Gilles Lorenz. Zudem mit der SG gleich Südwestdeutscher Meister. „Das war toll, die Reisen durch Deutschland bis nach Flensburg“, fand der junge „Botzi“ das ziemlich aufregend.

Wie ging deine Karriere weiter?

Philipp Botzenhardt: „Über die SG gings 2010/2011 zur HSG Frankfurt Rhein-Main in die II. Handballbundesliga. Mit 18 Jahren eine Riesenerfahrung für mich. Dazu kamen Lehrgänge beim DHB und 5 Länderspiele mit der Jugendnationalmannschaft. Mit dabei waren Philipp Weber, Matthias Musche (beide SC Magdeburg) oder Patrick Zieker (TVB Stuttgart). Nachdem Ende der HSG wieder zurück zur SG in der 3. Liga. In der Saison 2014/15 wechselte ich zur GSV Eintracht Baunatal in die zweite Liga. Hier konnte ich an der Uni Kassel mein Lehramtstudium aufnehmen.“

In Baunatal hing deine Karriere buchstäblich am seidenen Faden?

Philipp Botzenhardt: „Ja. Gleich in der Vorbereitung beim Testspiel gegen den VfL Gummersbach hats mich richtig erwischt. Das war ein halber Totalschaden. Riss des Kreuzbandes. Knorpelschaden und Meniskusriss. Ich weit weg von zu Hause. Wohnte in einer WG. Das hat mich richtig geprägt. Die medizinische Versorgung in Baunatal war überragend. Am Ende absolvierte ich kein Pflichtspiel, da die GSV nach einem Insolvenzverfahren absteigen musste. Der TV Gelnhausen meldete sich. Ich bin ein Familienmensch und zog wieder zu Hause ein, obendrein konnte ich in Frankfurt mein Studium fortsetzen. Vier Jahre war ich in Gelnhausen. Teilweise 5x die Woche ins Training und Spiel. Es war eine schöne Zeit. Gegen den Abstieg zu spielen ist auch eine besondere Herausforderung und Erfahrung.“

2019 zurück zur HSG Breckenheim Wallau/Massenheim

Philipp Botzenhardt: „Ja. Ich wollte einfach kürzertreten und mein Studium nach vorne bringen und abschließen. Es gab erste Kontakte mit Pierre, Gilles und Hendrik Ziegler. Ich hatte ein gutes Gefühl, da ich mich im Ländchen immer sehr wohl fühlte und viele liebevolle Menschen kennen lernen durfte.“  

Du hattest viele Trainer gibt/gab es einen besonderen?

Philipp Botzenhardt: „Eines vorweg. Ich habe mich mit jedem Trainer verstanden, kam mit jedem gut aus und habe von jedem immer etwas mitgenommen. Thomas Scherer hat mich besonderes geprägt. Er hat mich als junger Spieler gefordert, gefördert und mir viel Vertrauen geschenkt.“

Am Saisonende ist Schluss was fühlst du bei dem Gedanken?

Philipp Botzenhardt: „Zuerst einmal Dankbarkeit an meine Eltern, die mich viele, viele Jahre immer unterstützt haben und viel Zeit opferten. An meine Frau Katarina, die aus Baunatal nach Frankfurt zog, auf vieles verzichtete und zurückstecken musste. Im Sommer 2024 haben wir geheiratet. Nachwuchs ist ins Auge gefasst. Ich will was zurückgeben. Ich werde definitiv einen Schlussstrich unter den Handball ziehen. Morgens beim Aufstehen merkt auch schon mal 20 Jahre Leistungshandball. Ich freue mich auf das was jetzt noch kommt.“

Was wird Philipp Botzenhardt vermissen?

Philipp Botzenhardt: „Vor allem die Kabinengespräche nach dem Training. Das gemeinsame Miteinander und füreinander einer intakten Mannschaft. Das immer für die Mannschaft da sein. Nach dem Spiel die Gespräche mit unseren Fans. Es ist ein Privileg ein Teil dieses Teams zu sein. Jeder ist mir ans Herz gewachsen. Aktuell finden mit Gilles und Stefan Ullrich Gespräche statt ob und inwieweit ich bei der HSG anderweitig mitwirken kann.“

Philipp vielen Dank für das Gespräch. Wir wünschen dir alles Gute. Du wirst nach deinem Laufbahnende immer ein gern gesehener Gast in unserer Halle sein.

Foto: wiesbadenaktuell