Es ist Dienstagabend, vor dem Spiel unseres HSG-Regio-Teams gegen Cörle/Cuxhagen. Treffpunkt vorm Training im „La Fonte“. Eric Schaeffter nimmt sich die Zeit. Der Rüsselsheimer ist 30 Jahre und Meister des Heizungsbaus. Davor studierte der Rückraumspieler Marketing und arbeitete anschließend als Marketingberater ausschließlich für Pharma Unternehmen. Es folgte der Wechsel zum Handwerk. Der Opa gründete das Unternehmen. Mama Tanja und Papa Knut setzten die Tradition fort. Eric wird langsam in die Chefposition geführt und möchte die Firma Edling & Schaeffter in Zukunft in dritter Generation übernehmen. „Das macht mir unheimlich viel Spaß. Das will ich“, erklärt ein lächelnder Eric Schaeffter.
Hallo Eric, wie gehts dir nach deiner Lungenerkrankung?
Eric: „Mir geht’s gut. Mein Körper fühlt sich gut an. Außer das ich aktuell schnell außer Atem bin. Es hat sich schon gebessert. Aber für dreißig Minuten reicht es noch nicht. Das wird noch ein paar Wochen dauern.“
Wie begann deine Karriere im Handball?
Eric: „Ich wurde ja fast schon gezwungen. Mein Vater spielte schon sehr erfolgreich Handball. Damals bei MTSV Schwabing in der 1. Bundesliga, bei der SG Wallau/Massenheim und TV Gelnhausen. Damit war der Weg für mich vorbestimmt. Ein Leben ohne Handball kenne ich nicht.Ich bin auf die Welt gekommen und war Mitglied bei der TG Rüsselsheim.“ Von der Ballspielgruppe bis zum zweiten Jahr B-Jugend spielte Schaeffter in der Opelstadt. „Durch die Hessenauswahl wechselte ich zur HSG Hanau und spielte zwei Jahre Jugendbundesliga. In meinem zweiten Aktiven Jahr der Aufstieg in die dritte Liga. Hier lernte ich auch Sebastian Schermuly kennen der nach Hanau kam. So lange kennen wir uns schon. Nach meiner Schulter-OP habe ich in Hanau von meiner Leistung etwas verloren, war unzufrieden. Ich brauchte einen Tapetenwechsel und zog zur TSG Groß-Bieberau. Nach zwei Jahren im Odenwald und aufgrund meiner beruflichen Veränderung war der Aufwand dafür aber letztlich einfach zu groß. Ich musste Prioritäten setzen, da kam die HSG mit Mathias Beer (damals sportlicher Leiter HSG) ins Spiel. Der war hartnäckig, ließ nicht locker und zur Saison 2020/21 bin ich zur HSG ins Ländchen gekommen.“
Neben Handball – du bist im Beruf, auch mit Notdiensten, stark eingespannt, was macht Eric an einem handballfreien Wochenende (08./09.11.)?
Eric: „Da habe ich mit meiner Freundin Miriam, die ja selbst auch bei der TSG Eddersheim (Regionalliga) Handball spielt, was fest geplant. Das ist Zeit für uns. Wir sind beide berufstätig, spielen beide Handball und sanieren aktuell ein Haus. Da kommen wir als Paar oft zu kurz. Hier und da treffe ich mich mit Freunden aus der Mannschaft abseits vom Handball oder auch mit Bekannten die nichts mit Handball am Hut haben.“
Du hast viel Erfahrung, hast du ein Ritual vor den Spielen?
Eric: „Ich bin überhaupt kein abergläubiger Mensch, das hat mich nie berührt. Ich sehe das Spieler gewisse Rituale vor dem Spiel leben oder gewisse Dinge vorher laufen müssen, dass sie sich gut und selbstbewusst fühlen. Das hatte ich nie. Ich bin ohnehin ein etwas chaotischer und tollpatschiger Mensch, der manchmal in die Spieltage reinstolpert, ohne dass ich eine Struktur habe. Das beeinflusst mein Spiel jedoch überhaupt nicht.“
Was waren deine Beweggründe zu sagen ich mache weiter?
Eric: „Ich bin dabei den Betrieb zu übernehmen und merkte schnell das noch mehr Zeit flöten geht und ich viel Verantwortung übernehme. Ich habe angefangen ernsthaft zu überlegen ob Schluss ist. Aber innerhalb der Mannschaft und auch aus unserem HSG-Umfeld hat man sich sehr bemüht das ich weitermache. Ich habe eine enorme Wertschätzung durch die HSG und Fans erfahren. Dafür danke!!! Zudem haben wir einen tollen Kader. Ich stand damals vorm Spiegel und habe mir gesagt: Ich machs nicht mehr. Als ich das Gilles Lorenz erzählte hat der laut gelacht. Noch im selben Gespräch habe ich ihm gesagt, dass ich so nicht bin. Also habe ich weitergemacht. Mal schauen wie es weiterläuft.“
Wie ist dein Blick auf die laufende Saison?
Eric: „Wir haben die letzte Saison sehr erfolgreich abgeschlossen, trotz eines immensen Verletzungspechs. Den Zuschauern und unseren Fans haben wir gezeigt, dass wir immer kämpfen wollen. Das wird jetzt honoriert. Ich glaube eine unserer Stärken ist, das wenn wir mit dem Rücken zur Wand stehen nicht aufgeben. Oben mitspielen, ist schwierig. Da muss alles passen. Bis auf Offenbach hatten wir bislang viele „Muss Spiele“, die musst du an einem normalen Tag gewinnen. Jetzt gibt’s wieder Verletzungspech so dass uns einige Spieler wegbrechen, die uns eigentlich weiter voranbringen. So wird die Belastung für die die spielen umso größer. Jetzt kommen die Teams die auch oben mitspielen wollen. Da müssen wir uns beweisen. Es ist unheimlich schwer das einzuschätzen. Ich kann und will keine Prognose abgeben. Unser Anspruch sollte aber sein mit den letzten Saisons gleich zu ziehen.“
Welchen Einfluss übt unser Trainerteam auf die Situation aus?
Eric: „Beide haben die Mannschaft insgesamt sehr verbessert. Tobias Schimmelbauer hat ein Konzept entwickelt, etabliert und es uns sprichwörtlich eingebläut, wie er selbst immer so schön sagt, das funktioniert. Er hat sich an uns orientiert. Seine Intension: Ich möchte das spielen was zur Mannschaft passt. Es ist moderner Handball mit den Stärken unserer Mannschaft. Das macht sich bezahlt. Das sieht man an unseren jungen Spieler wie Lennart Beer, Henry Gottron oder Jannik Göttert. Die haben nach 1 ½ Jahren unter Tobias und Klaus riesen Fortschritte erzielt. Sie sind in unserem Team Leistungsträger geworden. Sie werden in Training und Spiel gezielt gefördert. Dieses alles zeigt ihren positiven Einfluss auf uns.“
Eric vielen Dank für deine Aussagen und deine Zeit. Wir wünschen dir und unserer Mannschaft viel Gesundheit und noch viele erfolgreiche Spiele in der Saison.
Foto: wiesbadenaktuell