Unterschiedliche Gefühlswelten beim Abpfiff in Miltenberg. Während strahlende HSG-Akteure über das Spielfeld hüpften, schlich der Titelkandidat und bis dato verlustpunktfreie Spitzenreiter Kirchzell Richtung Kabine.
Mit 24:24 (12:12) feierte das Ländchesensemble einen völlig verdienten Punktgewinn und setzte nach der Weichenstellung zur neuen Runde ein weiteres positives Ausrufezeichen. Der Oberligist geht mit ordentlich Rückenwind ins Heimspiel gegen den Tabellenzweiten TSG Groß-Bieberau am kommenden Samstag (19.00 Uhr Hans-Jürgen Portmann Halle, Breckenheim).
Mit einer phänomenalen Willensleistung schafften Schermuly und Co. den Husarenritt. Dabei saß mit Timo Treber verletzt, der schnellste Spieler der Oberliga auf der Zuschauertribüne. Bester Angriff gegen beste Abwehr propagierte Kirchzells Hallensprecher vor der Partie. Das Team vom Trainerduo Lorenz/Fischer gut eingestellt, war vom Start weg auf Augenhöhe. Prunkstück wie so oft, die Abwehr. Die Spieler, heiß wie die Äquatorsonne, störten die Angriffe des Titelaspiranten empfindlich. Resolut und giftig biss sich Kirchzell ein ums andere Mal am harten HSG-Abwehrgestein die Zähne aus. „Wir waren nicht so präsent und haben zu wenig investiert“, analysierte Kirchzells Trainer Andreas Kunz. Ob Buckel, Crecelius, Gottron, Klein, Botzenhardt, Lucas Lorenz mit dem Fundament Schimmelbauer, und Schaeffter im Mittelblock, alle leisteten ein immenses Pensum gegen die Torfabrik der Liga.
Dabei kämpften die HSG-Akteure mit einigen Unzulänglichkeiten. David Buckel kassierte bereits nach fünfzehn Minuten seine zweite Zeitstrafe. Zwei Wechselfehler sorgten für Nervosität. Das Drama um Lucas Lorenz zweiter Teil. Gerade von einer langwierigen Verletzung genesen, erwischte es den Routinier erneut. Das 20:20 (49.) erzielte Lorenz, nach Pass von Kiedrowicz, per spektakulärer Flugeinlage. Sekunden später knickte der Abwehrspezialist auf der glatten Platte um. Mit dick bandagiertem Sprunggelenk nahm der Pechvogel auf der Bank Platz. „Das ist schon bitter, hoffentlich ist es nicht so schlimm“, urteilte Gilles Lorenz über die Szene. Dazu gesellten sich die überaus hohe Anzahl an gegebenen Strafwürfen. Ganze 13mal!!! zeigten die Unparteiischen auf die Siebenmeterlinie.
Alles das brachte die Ländchescombo nicht aus dem Konzept. Ruhig, geduldig und besonnen auch bei „Zeitspielalarm“ taktierte der Gast. Gottron eröffnete beim 1:0 (2.) die packende Partie. Ihmer traf in der 19. Minute beim 9:5 zur vier Tore Führung für die Gastgeber. Teuner mit einem Doppelschlag sorgte für den 11:10 (25.) Anschluss und Crecelius stellte den 12:12 Halbzeitstand her.
Die zweite Hälfte entwickelte sich zu einem echten Handballkrimi. Das Ländchesenbsemble spielte weiter hoch emotional. Kirchzell wirkte verunsichert ob der Entschlossenheit des Gastes. Quandt parierte einen Strafwurf gegen Zhuk. Teuner schleuderte die Kugel mit gefühlter Schallgeschwindigkeit zum 13:13 (32.) ins Dreieck. Schaeffter sorgte sogar für die 15:14 (34.) Führung. Der Rückraumspieler zeigte in brenzligen Situationen gutes Entscheidungsverhalten, erzielte vier Tore in Folge. Mrowietz sorgte mit dem 19:18 (44.) für den erneuten Anschluss. Kirchzell erspielte sich bis zum 24:21 (53.) Vorteile. Kopf hoch, breite Brust. Die letzten sieben Minuten gehörten der HSG. Der junge Jannik Göttert setzte die Kugel zum 24:22 (55.) in die Maschen. Zwei Minuten vor dem Abpfiff traf Youngster Tom Klein zum 24:23. Schaeffter wuchtete den Ball in der 59. Minute zum 24:24 Ausgleich ins Netz. Angriff Kirchzell und wie so oft Strafwurf. Zhuk gegen Schermuly. Der HSG Kapitän triumphierte und parierte den Wurf. Auszeit HSG. „Ich habe nur gesagt. Kein Ballverlust“, kommentierte Gilles Lorenz. Es klappte und der Gast belohnte sich dank eines enormen Einsatzes und Einstellung mit dem völlig verdienten Punktgewinn.
„Jeder war vom Anpfiff weg voll auf der Höhe. Wir haben uns immer wieder ran gekämpft. Es war ein Erfolg des gesamten Teams. Jeder Spieler hat heute seinen Anteil am Punktgewinn“, kommentierte Gilles Lorenz sichtlich stolz den Auftritt des Teams.
Es spielten: Schermuly, Quandt, Teuner 5/2, Schimmelbauer, Schaeffter 7, Botzenhardt, Göttert 1, Gottron 2, Crecelius 2, Kiedrowicz, Buckel, Mrowietz 1, Klein 3, Lorenz 2
Schiedsrichter: Becker/Nickel (Pfungstadt)
Zuschauer: 500
Spielfilm: 0:1 (2.), 2:3 (7.), 6:4 (13.), 9:5 (19.), 10:7 (21.), 11:10 (25.), 21:11 (28.), 12:12 – 13:13 (32.), 15:15 (35.), 18:15 (40.), 19:17 (43.), 20:20 (49.), 24:21 (53.), 24:22 (55.), 24:24
Foto: privat