Es ist 19:43 Uhr. Abpfiff in der Hans-Jürgen Portmann Halle. Das Dach wackelt. Die ganze Halle scheint zu platzen. Freudengesänge, jubelnde Spieler des Ländchesclubs. HSG Fans in Ekstase. Manch einer schüttelt ungläubig den Kopf, kann es nicht fassen. Mit einer fulminanten Leistung, vor allem im ersten Akt, brachte Oberligist HSG Breckenheim Wallau/Massenheim, dem seit 15 Spielen unbesiegten Rivalen aus Münster beim 26:25 (15:13) die erste Niederlage bei. Ein besseres Drehbuch für die HSG Fans hätte es kaum geben können. Mitten drin in der Jubeltraube, der Triumphator Eric Schaeffter. Sechs Sekunden vor dem Abpfiff, nahm sich der Rückraumspieler ein Herz und wuchtete die Kugel mit viel Überzeugung aufs Münsterer Gehäuse. Der Ball prallte zuerst an den Pfosten, dann an die linke Ferse von Keeper Jepsen und trudelte langsam ins Netz. Was folgte war Jubelsturm pur. „Hier regiert die HSG“, hallte es von den HSG-Fans durchs weite Rund der Halle und noch beim Trainertalk konnten die Ländchesanhänger ihre Freude mit einem „Derbysieger“ nicht verhehlen.
Die rappelvolle Halle, darunter die beiden Bürgermeister aus Hofheim Christian Vogt und Kelkheim Albrecht Kündiger, sahen eine faire, denkwürdige Partie. Vogt, selbst Handballer in Breckenheim und Wallau freute sich. „Da habe ich mir das richtige Spiel ausgesucht. Die HSG hat glücklich aber verdient gewonnen.“
In der Tat. Vom Start weg dominierten, die ohne Marc Teuner, angetretenen Gastgeber. Mit einer enormen Grundspannung ausgestattet. In der Abwehr, mit dem Dreigestirn Schimmelbauer, Schaeffter und Lorenz, gierig, bissig und aggressiv mit einem im ersten Abschnitt überragenden Dennis Quandt, der neun Bälle parierte, ging die Ländchescrew, angeführt von Jannik Göttert, durch konsequent und mit voller Überzeugung vorgetragenen Angriffe mit 8:3 (14.) in Führung. Vor allem Timo Treber zeigte viel Treffsicherheit. Münsters Trainer Wernig nahm die Auszeit. Zunächst ohne Erfolg. Die Hausherren hatten auf alles eine Antwort. Lucas Lorenz, traf vom Kreis zum 12:7 (21.) und Kiedrowicz setzte den Ball zum 14:10 (24.) in die Maschen. Münster kam in den letzten Minuten stärker auf und Weber traf dreimal zum 15:13 Pausenstand.
„Glückwunsch an die HSG zum verdienten Sieg. Wir waren über sechzig Minuten zu zerfahren und unsauber. Wir haben über dreißig Minuten gebraucht um in der Abwehr Zugriff zu bekommen“, gratulierte Münsters Trainer Daniel Wernig zum HSG Sieg.
Mit Beginn der zweiten Hälfte ein Spiel auf Augenhöhe. Die HSG verlor den Faden und der Gast legte los. Patrick Weber war nicht zu bremsen, traf 14mal und erzielte mit drei Treffern in Folge die 22:21 (50.) Führung für die TSG. Die HSG drohte zu taumeln. Die entscheidende Phase – und die HSG Fans waren da. Quandt nun wieder für Schermuly zwischen den Pfosten und der an diesem Abend klug Regie führende Jannik Göttert, sorgte mit seinem fünften Treffer für den 25:25 (59.) Ausgleich.
Niemand saß mehr – die ganze Halle eine kochende Suppe. Das Spiel heiß wie ein Hochofen. Die letzte Minute war an Dramatik nicht überbieten. Strafwurf für Münster. Weber scheiterte mit seinem Wurf am Oberschenkel von Quandt. Auszeit HSG. Die Ländchescrew im Ballbesitz und Schaeffter stellte mit seinem Wurf die Weichen endgültig auf Sieg.
„Es war eine Riesenstimmung in der Halle. Münster hat eine brutale individuelle Qualität. Das ist schwer zu verteidigen. Riesenkompliment an die Mannschaft, dass wir den Glauben nicht verloren haben. Schimmel hat am Donnerstag eine dezidierte Videoanalyse gemacht, das hat die Mannschaft sehr, sehr gut umgesetzt. Das war eine Top Gemeinschaftsproduktion. Wir haben uns heute belohnen können. Das wird eine lange Nacht“, freute sich HSG Trainer Gilles Lorenz über die Vorstellung. Sprachs und gab der Mannschaft in der kommenden Woche trainingsfrei.
Es spielten: Quandt, Schermuly, Schimmelbauer, Buckel, Schaeffter 4, Crecelius, Treber 4, Göttert 5, Gottron 3, Kiedrowicz 2, Botzenhardt 2/2, Lorenz 4, Klein 2, Sinnecker
Zuschauer 280 (ausverkauft)
Schiedsrichter: Hegebart/Schönberger (Eltville/Heidenrod)
Spielfilm: 1:0 (1.), 3:1 (6.), 6:3 (12.), 8:3 (14.), 10:6 (18.), 13:8 (23.), 14:11 (25.), 15:13 – 15:15 (33.), 18:17 (36.), 21:19 (42.), 22:22 (51.), 23:25 (54.), 25:25 (59.),